Bastard Assistant from Hell
B.A.f.H - Handbuch von Florian Schiel
Kapitel 1 - 5
B.A.f.H. - steht fuer die Satire
-Bastard Assistant from Hell-
alias
Herr Leisch, der Held im Anti-Idyll - Der deutsche Akademiker gilt
als humorlos und trocken? Diese schwer zu beschreibende Satire der
Edelklasse beweist das Gegenteil. Fuer Netzbuerger und deren
Mitmenschen, Akademiker und Sys-Ops.
BAfH - Kapitel 1 | BAfH - Kapitel 2 | BAfH - Kapitel 3 | BAfH - Kapitel 4 | BAfH - Kapitel 5 |
Bastard Ass(i) from Hell 4
Ich frisiere gerade die Ergebnisse der
Zwischenpruefung, damit die Punkteverteilung exakt einer Gaussglocke gleicht,
als das Telefon laeutet. Ich sitze ausser Reichweite, also ueberdenke ich
zuerst gruendlich, ob es sich lohnt aufzustehen und
abzuheben.
Wahrscheinlich nicht. Nach meiner privaten Statistik bedeutet
ein laeutendes Telefon in den seltensten Faellen etwas Gutes. Genauer gesagt,
handelt es sich in 93% aller Faelle um Jemanden, der irgendetwas von einem
will.
5% haben sich verwaehlt, 1.93% wollen nur wissen, ob man noch lebt und
bei der Arbeit ist, und nur laeppische 0.07% sind WIRKLICH gute Nachrichten
-Lottogewinne zum Beispiel.
Extrapoliert man diese Statistik, fuehrt das
zur zwingenden Schlussfolgerung, dass es sich nur alle 1420 mal WIRKLICH
lohnt, ans Telefon zu gehen. Wissenschaft ist doch etwas Wundervolles, nicht?
Es bleibt nur noch das Problem herauszufinden, wann die
statistischen Ausreisser passieren, wann man also WIRKLICH rangehen sollte.
Bis jetzt konnte ich keinerlei Korrelationen feststellen. Leider.
Inzwischen hat der Anrufer aufgegeben und die schwierige Entscheidung hat sich erledigt.
Fuenf Minuten spaeter laeutet es wieder.
Ich stehe seufzend auf und hebe ab."Hallo", sage ich.
Niemand antwortet. Das habe ich gern! Ich will gerade auflegen, als einkreischendes Quietschen mein
Trommelfell zerreisst. Ein Faxgeraet! Schon wieder!
Ich lege den Hoerer
auf den Tisch und renne rueber ins Sekretariat. Die Sekretaerinnen sind, wie
ueblich, nicht da. Ich reisse die Stecker des Faxgeraets heraus - dabei
werden zwar alle gespeicherten Daten geloescht, aber ist es vielleicht meine
Schuld, dass wir so ein veraltetes Geraet haben? -und renne mit dem Geraet
unterm Arm zurueck in mein Buero. Dort tausche ich rasch mein Telefon gegen
das Fax und warte gespannt.
Seit ein paar Wochen schon terrorisiert
irgend jemand den BAFH mit sinnlosen periodischen Faxanrufen. Wahrscheinlich
hat der hirnlose Typ sein Faxgeraet mit falschen Nummern gefuettert und ist
zu bloed zu merken, dass sich das Fax nicht senden laesst. Und sein ebenso
bloedes Faxgeraetversucht es alle fuenf Minuten aufs Neue - bis ich vor Wut
die Waende hoch gehe.
Jetzt! Es laeutet wieder. Mein Fax spuckt das
erste Blatt aus. Oben in der Kopfzeile ist die Faxnummer des Absenders
angegeben. Perfekt!
Ich besorge mir vier dunkelblaue Tonpapiere und
klebe sie zu einem langen Band zusammen. Dann fuettere ich das dunkle
Papierband in mein Fax und waehle die Faxnummer des Hirnlosen. Als das Papier
auf der anderen Seite herauskommt, klebe ich es mit Tesaband am Ende fest,
sodass eine geschlossene Schleife entsteht. Dann hole ich mir einen
Kaffee, setze mich gemuetlich hin und beobachte zufrieden, wie nach und
nach mehrere Kilometer schwarzes Papier uebertragen werden.
Das wird
ihnen eine Lehre sein!
Waehrend die Telekom und Faxpapierindustrie noch
glaenzende Geschaefte machen, wende ich mich wieder meiner eigentlichen Aufgabe
heute zu. Die Notenverteilung schaut immer noch nicht nach Gauss aus.
Besonders bei 1.0 und 1.3 sind noch zwei statistische Ausreisser. Ich
vervollstaendige die Korrekturen meiner Kollegen mit einigen weiteren
schwungvollen roten Haken und Strichen und korrigiere die Punktzahlen nach
unten. Auf diese Weise verlagern sich die statistischen Ausreisser irgendwo
in die Naehe des Mittelwerts bei 3.7. Zufrieden betrachte ich den Plot.
Saubere Arbeit. Der Chef wird sich freuen. Der Chef freut sich immer ueber
huebsche Graphiken. Um die Sache ganz deutlich zu machen, plotte ich in
roter Farbe eine echte Gaussglocke ueber die Verteilung und mit dunkelblau
die Grenze zwischen 'Durchgefallen' und 'Bestanden'. Seeeehr schoen!
Inzwischen wurde die Faxverbindung dreimal
unterbrochen -wahrscheinlich hat der Empfaenger aus Verzweiflung den
Strom ausgeschaltet - und ich habe ihn dreimal erneut angewaehlt. Nach
meiner Rechnung ist mindestens eine Rolle Faxpapier bereits schwarz. Also
lasse ich Gnade vor Recht ergehen und bringe das Faxgeraet zurueck
ins Sekretariat.
Die Sekretaerinnen sind mittlererweile wieder
zurueck und bejammern lauthals den Verlust ihres Faxgeraets. Als ich es
nonchalant auf den Tischfallen lasse, starren mich beide fassungslos an. Ich
starre ohne zu blinzeln zurueck, bis beide wegschauen muessen. Die Ausgabe
fuer die gelb gefaerbten Kontaktlinsen mit den senkrechten Pupillenschlitzen
hat sich gelohnt. Keine wagt etwas zu sagen. Sie wissen, dass sie gegen den
BAfH keine Chance haben!
Beschwingt schlendere ich in mein Buero zurueck.
Unterwegs begegnet mir eine reichlich aufgedonnerte Lady mit Schosshund, Typ
indische Strandratte, auf dem Arm und geschwungener, mit Glitzersteinen
besetzter Schmetterlingsbrille. Sie reckt sich immer kurzsichtig zu
dem Namensschild neben einer Buerotuer, bevor sie kopfschuettelnd
zum naechsten trippelt. "Ach, entschuldigen Sie", sagt sie schmeichelnd zu
mir, als ich sie hoeflich vorbei lassen will.
Die Strandratte wittert in meine
Richtung, dann knurrt sie leise und drohend. Hunde haben eben einen guten
Instinkt, das muss man ihnen lassen - auch wenn ich persoenlich aus
irgendwelchen Gruenden Katzen vorziehe. Besonders schwarze.
"Ja?" sage
ich, ganz Gentleman, und deute eine leichte Verbeugung an."Koennen Sie mir
wohl sagen, wo ich das Zimmer von Herrn Dr.Oberschlau finde?" fragt sie und
laechelt mich mit zwei Pfund Lippenstift vertrauensvoll an.
Ich gucke auf
die Strandratte in ihrem Arm. Die versucht, sich in der Armbeuge zu
verstecken, und beginnt leise zu winseln."Aber natuerlich", sage ich. "Herr
Dr. Oberschlau. Sie sind schon auf dem richtigen Wege. Sie gehen noch bis zum
Ende dieses Flurs, dann rechts ein paar Stufen hinunter und durch die erste
linke Tuere. Klopfen Sie lieber nicht an. Herr Dr. Oberschlau ist leider
schon etwas schwerhoerig. Haha. Er ist gewohnt, dass jeder einfach zu ihm
hereinkommt. "Die Lady bedankt sich strahlend und stoeckelt in der
angegebenen Richtungdavon.
Ich warte und ueberlege. Habe ich jetzt 'linke'
oder 'rechte' Tuere gesagt? Man kann sich so leicht vertun! Links, gegenueber
von Oberschlau, residiert naemlich der Hausmeister und der besitzt eine
ziemlich unangenehme...
Aufruhr am Ende des Flures! Das tiefe kehlige
Bellen der bissigen Hausmeisterdogge erschuettert die umliegenden Flure.
Dazwischen hoert man schwach die verzweifelten Hilferufe der aufgedonnerten
Tussi und das quietschende Jaulen der Strandratte.
Was bin ich nur fuer ein Schussel!
BAfH - Kapitel 1 | BAfH - Kapitel 2 | BAfH - Kapitel 3 | BAfH - Kapitel 4 | BAfH - Kapitel 5 |
Bastard Assistant from Hell SHOP