Bastard Assistant from Hell
B.A.f.H - Handbuch von Florian Schiel
Kapitel 1 - 5
B.A.f.H. - steht fuer die Satire
-Bastard Assistant from Hell-
alias
Herr Leisch, der Held im Anti-Idyll - Der deutsche Akademiker gilt
als humorlos und trocken? Diese schwer zu beschreibende Satire der
Edelklasse beweist das Gegenteil. Fuer Netzbuerger und deren
Mitmenschen, Akademiker und Sys-Ops.
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Bastard Ass(i) from Hell 1
Ich werfe meinen Monitor an und schmeisse gleichzeitig die triefende Jacke in Richtung Regal. Die Jacke verfehlt wie immer den Pfosten und gleitet wie ein nasser Putzlumpen zu Boden, wo sich sofort eine Pfuetze bildet. Ich lasse sie dort liegen. Sch...wetter! Weil es so kalt in meinem Buero ist und weil die Uni-Leitung offensichtlich zu geizig ist, mein Buero anstaendig zu heizen, schalte ich alle elektrischen Geraete an, die ich finden kann - auch die, die nirgends angeschlossen sind, auch die, bei denen nur noch das Netzteil und der Luefter funktionieren. Hauptsache, es kommt warme Luft heraus. Es wird sich hoffentlich auf die Stromrechnung auswirken. Geschieht ihnen recht!
Ich schaue im Kalender nach, was heute ansteht: Zwei Studenten haben sich fuer die Studienberatung angemeldet. Hm, na gut, was soll's! Es ist Freitag morgen und ich bin gut gelaunt. Ich schicke also ausnahmsweise nur dem am Vormittag per mail eine Absage. Das gibt mir Zeit zum Fruehstuecken in der Kantine. Der Chef kommt erst in einer Stunde. Als ich zurueckkomme, haengt ein Zettel an meiner verschlossenen Tuere.
Sowas kann ich schon gar nicht ausstehen! Der Handschrift nach ist es der Chef. Jemand anders wuerde es auch nicht wagen. Ich klebe den Zettel, ohne ihn zu lesen, eine Tuer weiter wieder an. Der Chef hat schon oefters bemerkt, dass er unsere gleichfoermigen Tueren in unserem Betonbunker nicht auseinanderhalten kann. Also bitte!
Dann fahre ich die Schutzschilde aus, mein bewaehrtes Pappschild mit der Aufschrift 'Versuch laeuft - Bitte nicht eintreten', und schliesse die Tuere hinter mir. Frueher war ich noch so naiv, ein Schild rauszuhaengen mit 'Bitte nicht stoeren' drauf. Das Resultat war, dass die Sekretaerinnen - wir haben zwei, eine junge Huebsche und ... aber lassen wir das - also die Sekretaerinnen konnten dann erst recht nicht die Finger von der
Klinke lassen. Wer weiss, was die sich in ihrer ueberhitzten Phantasie ausgemalt haben.
Jetzt bin ich schlauer geworden. JEDER, der hier schon laenger als 7 Tage arbeitet, hat schon einmal einen wichtigen Versuch versaut, weil er einfach durch eine geschlossene Tuere hereingeplatzt ist - und wurde daraufhin vom aufgebrachten Versuchsleiter fast umgebracht. Ohne Psychologie kann man hier nicht ueberleben. Zumindest kann man nicht ANGENEHM ueberleben. Ich bin gerade in alt.startrek.gossip.sexual.embarrasment, als das Telefon laeutet. Meiner Meinung nach gehoeren Telefone sowieso abgeschafft. Wo bleiben meine Grundrechte? 'BIG BROTHER
IS WATCHING YOU', das ist mein Telefon! Nichts anderes! Email kann man wenigstens zurueckschicken, mit der Angabe: 'cannot deliver mail - user got killed'.
Ich lasse es viermal laeuten, dann hebe ich ab."Vermittlung", sage ich gelangweilt. Etwas schweigt verbluefft am anderen Ende. Ich lege auf. Zwoelfeinhalb Sekunden spaeter versuchen sie's nochmal. Das ist immer so. In ihrer grenzenlosen Dummheit glauben sie, dass sie sich vertippt haben. Um sie in ihrem Glauben zu bestaerken, melde ich mich diesmal mit: "Fakultaet 16, Dekanat." "AEh...""Ja?" Ganz zuckersuess. "Ich glaube, ich bin falsch verbunden...." "Was
Sie nicht sagen! So frueh am morgen schon? Vielleicht probieren Sie es einfach noch einmal?" schlug ich vor, durch und durch hilfsbereit."Ah, ja", sagt sie erleichtert. Dann besinnt sie sich auf ihre gute Kinderstube. "Entschuldigen Sie bitte die Stoerung." "Aber das macht doch nichts..." Ich ueberlege, ob die Stimme fuer eine Einladung auf eine Tasse Kaffee sexy genug klingt. Aber dann lege ich doch auf. Keine Verabredungen mehr ohne vorheriges X-Picture, das habe ich mir geschworen.
Ich warte. Die Hand am Hoerer. Als es laeutet, reisse ich den Hoerer von der Gabel und bruelle, so laut und agressiv ich kann:
"JA?!!!"
Es klickt fast sofort. Gut, das dürfte eine Weile vorhalten. In der group
ist gähnende Leere. Also gehe ich ins WWW und lade mir die Bilder von zwei
Doktoranden von uns herunter, denen gerüchteweise eine Beziehung
nachgesagt wird. Mit Hilfe von Photoshop und den Bildern bringe ich die
endlose Zeit bis zum Mittagessen hinter mich. Das Ergebnis, etwas
schlüpfrig, aber vom Inhalt gar nicht so unwahrscheinlich, linke ich unter den Key 'Aktuelle Informationen zum Lehrangebot' in unsere Home Page, und schicke eine Mitteilung an alle User, dass es wichtige neue Mitteilungen in der Home Page gibt. Auf diese Weise wird der langweilige Inhalt etwas aufgepeppt. Nach dem Mittagessen checke ich den Zugriffszaehler auf unsere Home Page. Gar nicht schlecht. Eine Zunahme um 16000 % in den letzten zwei Stunden. Gut fuer unsere Netz-Statistik. Der Chef wird sich freuen! In der Workstation piept es zweimal und ich entferne meinen Schutzschild von der Tuere. 14 Uhr, da macht der Chef immer seine Runde. Ich aktiviere das 'Working Window' an meiner Workstation, ein Dummy-Schirm mit mindestens 40 verschiedenen bunten Fenstern, die chaotisch uebereinanderliegen. Die einfachste Methode, blutschwitzenden Hyperstress zu demonstrieren. Puenktlich um 14 Uhr, 7 Minuten und 25 Sekunden reisst der Chef, wie ueblich ohne anzuklopfen, die Tuere auf. Obwohl ich damit gerechnet hatte, zucke ich zusammen. Das passiert mir jeden Tag und es kotzt mich an! Gequaelt laechelnd, die Finger noch auf der Tastatur, drehe ich mich um und wische mir nicht vorhandenen Schweiss von der Stirn. "AEh, guten Morgen,
Herr Leisch...hrrrm. AEh, ich wollte nur fragen...hrrrm: muessen wir heute noch etwas erledigen?"
Sein Blick irrt unsicher und beeindruckt ueber die vielen farbigen Windows auf meinem Schirm. Ich seufze ergeben, hole den TOPORDNER hervor, in dem unsere wichtigsten Termine und Aufgaben
nach Dringlichkeit geordnet abgeheftet sind, blase die Staubschicht weg und ueberfliege schnell mit gefurchter Stirne
die verblichene Liste. Gott sei Dank! Nichts, was einen ruhigen fruehen Freitagnachmittag gefaehrden koennte. Bis auf den Beschwerdebrief der Univerwaltung vielleicht. Sie schreiben, dass der Bundesrechnungshof meine Gehaltsabrechnungen kritisiert hat. Sie seien zu hoch.
Das muss man sich mal vorstellen! Der Brief datiert allerdings vom letzten Jahr. Ich ordne ihn unauffaellig weiter hinten wieder ein. Vielleicht faellt er mal aus Versehen mal in den Reisswolf. Der Chef schaut mir kurzsichtig ueber die Schulter und atmet mir in den Nacken. Ich schuettele den Kopf. "Nichts. Absolut nichts, was nicht auch bis Montag warten koennte."Man beachte das Woertchen 'koennte'. Ich habe nicht gesagt 'kann'! Dass zwei Projektberichte bereits ueberfaellig sind, drei Briefe eigentlich schon Anfang der Woche haetten rausgehen muessen und dass seine Sekretaerin - zum Glueck die haessliche - gedroht hat zu kuendigen, wenn er ihr nicht endlich eine Gehaltsaufbesserung besorge, wuerde dem Chef nur das Wochenende verderben. "Ah. Das ist aber schoen!" freut sich der Chef, und ich freue
mich als loyaler Untergebener, dass der Chef sich freut, und fletsche pflichtbewusst die Zaehne. "Dann...aeh...kann ich ja zuhause noch an dem FGD-Gutachten arbeiten. "Ich denke, dass er denkt: "Dann kann ich ja heute nachmittag doch zum Tennisspielen gehen."Und ich denke fuer mich ganz alleine: "Sobald du weg bist, bin ich auch weg!" Schwierig, wenn man in seinem Job fuer andere mitdenken muss.
Ich will gerade gehen, als es zaghaft klopft. An meiner Tuere. Freitag Mittag.
Ich rufe unglaeubig:
"Herein!" und es erscheint ein blasses Juengelchen mit verpickeltem Gesicht und straehnigem langen Haar in der Tueroeffnung. "AEh", sagte es zoegernd, "ich hatte mich angemeldet, zur Studienberatung... "Natuerlich! Die mail, die ich mir aus falschen Grossmut heute morgen verkniffen hatte. Jetzt habe ich den Salat!
Ich bitte das Juengelchen herein und zu platzen. Es setzt sich ganz vorne auf die Kante und blickt beeindruckt auf die vielen Messgeraete und Rechner. Dann sage ich: "Habt Ihr Euch sonst schon umgetan?"
"Haeh? Umgetan?"
Ich beuge mich vor, fasse sein rechtes Knie und schaue ihm tief in die
Augen. "Erklärt Euch, eh Ihr weitergeht, was wählt Ihr für eine Fakultät?"
Das Jüngelchen betrachtet mich mißtrauisch. Vielleicht geht ihm gerade
auf, daß es doch keine so gute Idee war, am Freitag nachmittag zur
Studienberatung zu gehen. Jedenfalls nicht bei mir. "Err. Ich dachte ...
eigentlich...ich meine..." "Da seid ihr auf der rechten Spur", unterbreche
ich den Studenten in spe. "Doch müßt Ihr Euch nicht zerstreuen lassen.
Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen. Ach!"
Ich schliesse die Augen, werfe den Kopf in den Nacken und fuehre den Handruecken theatralisch an die Stirne. Als ich die Augen wieder oeffne, hat
das Juengelchen bereits die Hand an der Tuerklinke. "Err. Ich... mir
faellt gerade ein... ich habe noch einen dringenden... Entschuldigen Sie bitte..." Und draussen ist er. Wir wollen doch keine Studentenschwemme ausloesen, oder?
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